Du freust dich seit Wochen auf den Urlaub.
Du denkst: „Endlich raus aus dem Alltag.“
Aber dein ADHS-Kind denkt (unbewusst): „Oh nein, alles ist anders. Ich verliere die Kontrolle.“
Und so beginnt er… der Urlaub.
Mit Streit, Tränen, Wut und Stress.
Mit einem Kind, das „sich nicht benehmen kann“.
Mit einem Partner, der dich ratlos anschaut.
Und mit dir, die am liebsten sofort wieder nach Hause will.
Die kurze Antwort:
Weil niemand sie vorbereitet – weder emotional noch kognitiv.
Die lange Antwort:
Das Gehirn von ADHS-Kindern liebt das Bekannte, das Vorhersehbare, das Wiederkehrende. Urlaub bedeutet aber:
• Neue Orte
• Veränderte Tagesabläufe
• Andere Gerüche, Temperaturen, Geräusche
• Ungewohnte Betten, fremde Sprachen, neue Menschen
Neuropsychologisch betrachtet heißt das:
🧠 Alarm im limbischen System
💣 Reizüberflutung durch neue Umgebung
⚠ Störung im Dopamin-Haushalt
⛔ Verlust von externer Struktur = Kontrollverlust
🗓 1. Beginne 7 Tage vor dem Urlaub mit der mentalen Vorbereitung
ADHS-Kinder brauchen Vorankündigung und Wiederholung, um neue Informationen abzuspeichern.
Was du tun kannst:
• Erzähle jeden Tag kurz, emotional positiv und klar, was euch erwartet.
• Zeige Bilder vom Urlaubsort (Google, Instagram, Hotelwebseite).
• Nutze einen Countdown-Kalender: „Nur noch 6x schlafen!“
• Lass dein Kind ein Urlaubsbild malen, das ihr sichtbar an den Kühlschrank hängt.
Warum? ADHS-Kinder vergessen das Gesagte sehr schnell. Visuelle Anker sorgen für Kontinuität im Gehirn.
📋 2. Beziehe dein Kind aktiv in die Reiseplanung ein
Statt einfach alles zu organisieren und „abzufertigen“, baue Beteiligung ein:
• Was möchtest du im Auto hören?
• Welche Snacks packen wir ein?
• Welche Spielsachen sollen mit?
• Was machen wir im Flugzeug/auf der Fahrt?
Warum? Beteiligung = Kontrolle. Das senkt die Unsicherheit, die so viele Eskalationen verursacht.
🎒 3. Erstelle eine visuelle Pack-Checkliste – gemeinsam mit deinem Kind
Bilder, Kästchen zum Abhaken, kleine Zeichnungen: Das wirkt Wunder.
Auch wichtig:
• Kleidung vorher anprobieren (wegen möglicher taktiler Wahrnehmungsstörung!)
• „Anziehstraße“ aufbauen
• Kuscheltier oder anderes Reizanker-Objekt mitnehmen
Warum? Visuelle Listen fördern die Selbststeuerung und entlasten dein Kind kognitiv enorm.
🧠 4. Erkläre vorab typische Reisesituationen
Zum Beispiel:
• Was passiert am Flughafen?
• Wie fühlt sich Druck im Ohr an im Flieger?
• Warum ist es laut im Hotel?
• Was tun wir, wenn das Essen im Speisesaal komisch riecht?
Möglichst konkret, bildhaft und mit einem „Was kannst du dann tun?“.
Warum? Je mehr dein Kind weiß, desto weniger Raum bleibt für Angst und Überforderung. Unvorhersehbares erzeugt bei ADHS extreme innere Unruhe.
🧴 5. Antizipiere sensorische Reizprobleme (Sonne, Sand, Sonnencreme, Lärm)
Was du vorbereiten kannst:
• Sonnencreme: Alternativen wie Sprays oder Gel testen
• Kopfhörer gegen Lärm mitnehmen
• leichte Kleidung ohne störende Nähte
• ggf. barfuß vermeiden – Sand kann sehr unangenehm sein
Warum? Bei vielen ADHS-Kindern liegt eine taktile Wahrnehmungsstörung vor. Diese Kinder „ertragen“ Dinge körperlich nicht, die für uns banal erscheinen.
🧩 6. Plane Rückzugsmöglichkeiten und Pausen ein
ADHS-Kinder brauchen regelmäßige „Abkühlzeit“.
Tipps:
• Nimm Hörbücher oder eine „Chill-Playlist“ mit
• Plane zwischendurch Auszeiten, auch im Schatten oder Hotelzimmer
• Lieber 1–2 Ausflüge mit viel Freiraum als 5 Programmpunkte an einem Tag
Warum? Der präfrontale Kortex deines Kindes ist schnell erschöpft – und dann übernimmt das emotionale Überlebenssystem. Kurz: Es kracht.
💥 7. Und wenn es trotzdem knallt?
Erkenne: Dein Kind „eskaliert“ nicht, um dich zu ärgern – es überlebt gerade.
Das kannst du tun:
• Bleib körperlich nah, aber verbal ruhig
• Sag: „Ich bin bei dir, wir schaffen das gleich zusammen.“
• Kein Drama, keine langen Diskussionen
• Später: Nachbesprechung + gemeinsame Reflexion
ADHS endlich verstehen!
Leider ist es keine Seltenheit, dass Ärzte beim Ausstellen der Diagnose keine große Hilfe sind und euch nicht ausreichend beraten.
Doch dabei gibt es so viel über dieses Thema zu wissen und auch unzählige Strategien, die euch den Alltag als Familie mit ADHS Kind erleichtern können!
Und wenn du ADHS noch nicht wirklich verstanden hast,
dann explodiert das System eben – am Strand, im Restaurant oder auf dem Rückweg vom Tagesausflug.
Aber wenn du es verstehst, wenn du weißt, warum dein Kind so reagiert,
dann kannst du die Situationen planen, begleiten und transformieren.
💡 Deshalb mein Appell als ADHS-Expertin & Neuropsychologin:
👉 ADHS braucht kein mehr an Strenge, sondern ein mehr an Wissen.
👉 Es braucht keine Super-Nanny, sondern kompetente Eltern.
Und genau das lernst du im Elterncoaching.
Denn ich verspreche dir:
🔸 Wenn du verstehst, warum dein Kind ausrastet,
🔸 kannst du dafür sorgen, dass es nicht mehr so weit kommt.
Auch dein Kind hat das Recht auf einen Urlaub ohne Streit.
Und du hast das Recht, nicht am letzten Urlaubstag zu denken: „Jetzt brauche ich erstmal Ferien vom Urlaub.
P.S Wusstest du, dass der Begriff ADS veraltet ist?
In all meinen Blogartikeln, sowie in meinem Elterncoaching spreche ich im Normalfall immer ALLE Varianten der ADHS an also automatisch auch ADS !!!
Manche Ärzte verwenden evtl. noch den Begriff ADS um Verwirrung oder lange Erklärungen zu vermeiden.
Man unterscheidet nach ICD-11 ( = Internat. Klassifikation d. Krankheiten)
1) ADHS, vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ
2) ADHS, vorwiegend unaufmerksamer Typ (ADS)
3) ADHS, Mischtyp (die häufigste Form)
Möchtest du mehr darüber erfahren, wie du dein Kind mit ADHS im Alltag unterstützen kannst?
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