Doch genau das muss verhindert werden – durch frühes Erkennen, Verständnis und passende Strategien. Hier sind zentrale Punkte, die du sowohl Eltern als auch pädagogischem Fachpersonal mitgeben solltest, um frühzeitig und konstruktiv zu handeln:
1. Auffälliges Verhalten ist ein Warnsignal, keine Bosheit
• Unruhe, Impulsivität oder Tagträumerei sind oft neurobiologisch bedingt, nicht erziehungsbedingt.
• Kinder mit ADHS wollen nicht provozieren, sie können bestimmte Dinge (noch) nicht leisten.
Merksatz fürs Team:
„Das Kind hat keine Verhaltensstörung – es ist in seiner Reizverarbeitung überfordert.“
2. Reizüberflutung erkennen
• Kitas sind voller Reize: Lautstärke, Bewegungen, Gruppenwechsel, Konflikte, Zeitdruck.
• ADHS-Kinder haben eine niedrigere Reizfilterung – sie können nicht gut ausblenden, was andere ignorieren.
Tipp: Rückzugsräume schaffen – auch für 5 Minuten, zum „Sensoren-Runterfahren“.
3. Emotionen sind schnell, groß und oft unkontrollierbar
• Wutanfälle, Weinen oder Rückzug sind keine Trotzphasen, sondern Ausdruck von Überforderung.
• Kinder brauchen Co-Regulation statt Konsequenzen. Also: jemand, der sie durch die Emotion begleitet.
4. Struktur = Sicherheit
• Klare Tagesstruktur, visuelle Pläne, Wiederholungen geben ADHS-Kindern Halt.
• Übergänge (z. B. von draußen nach drinnen) sollten ritualisiert und angekündigt werden.
5. Sprache: Der Ton macht die Wirkung
• Keine abwertenden Kommentare wie „Jetzt reiß dich mal zusammen!“ oder „Immer bist du der Störenfried!“
• Stattdessen: verständnisorientiert kommunizieren:
„Du wirkst gerade ganz voll im Kopf – magst du kurz durchatmen oder brauchst du eine Pause?“
6. Frühzeitige Beobachtung & Dokumentation
• Verhalten protokollieren: Wann? Wie oft? In welchen Situationen?
• Nicht nur „Problemverhalten“, sondern auch Stärken und Ressourcen notieren (z. B. Tierliebe, Bewegung, Empathie).
7. Zusammenarbeit mit Eltern: ehrlich & nicht beschämend
• Eltern brauchen keine Vorwürfe, sondern Informationen und Mitgefühl. Viele fühlen sich eh schon hilflos.
• Gespräche: lösungsorientiert, wertschätzend, auf Augenhöhe.
8. Frühzeitig Fachleute einbeziehen
• Nicht warten, bis es eskaliert. Frühberatung durch ADHS-Expert*innen, SPZ oder Verhaltenstherapie.
• Tiergestützte Frühförderung kann bereits im Kita-Alter Regulation, Selbstwert und soziale Kompetenz stärken.
Ich gliedere es in folgende Kernbereiche:
1. Was zeigt sich bei ADHS im Kitaalter – erste Warnzeichen ernst nehmen
Typische Hinweise:
• Starkes Bewegungsbedürfnis, auch in ruhigen Situationen
• Impulsives Verhalten (z. B. andere unterbrechen, schlagen, dazwischenrufen)
• Schwierigkeit, bei einer Aufgabe zu bleiben – auch bei Interesse
• Reizüberempfindlichkeit (Geräusche, Licht, Kleidung, viele Kinder)
• Große emotionale Ausbrüche ohne erkennbaren Grund
• Sehr geringe Frustrationstoleranz
• Schwierigkeiten mit Gruppendynamiken und sozialen Regeln
• Extremes Klammern oder überstarkes Rückzugsverhalten
Wichtig: Kein Kind erfüllt alle Punkte – es geht um Muster und Kontext.
2. Was im Gehirn passiert – ein Blick unter die Oberfläche
• ADHS ist keine Erziehungsfrage, sondern eine neurobiologische Entwicklungsverzögerung im Frontalhirn.
• Betroffen sind Impulssteuerung, Emotionsregulation, Arbeitsgedächtnis und Reizfilterung.
• Die Kinder sind nicht “unwillig”, sondern entwicklungsverzögert in bestimmten Selbststeuerungsfunktionen.
Vergleich: Ein 5-jähriges ADHS-Kind hat oft die Emotionskontrolle eines 3-jährigen. Es braucht mehr Begleitung, nicht mehr Strenge.
3. Haltung statt Abwertung – was Kinder wirklich brauchen
• Wertschätzende Haltung statt Problemfokus: „Dieses Kind hat besondere Bedürfnisse.“
• Verhaltensweisen nicht persönlich nehmen, sondern als Ausdruck innerer Not verstehen.
• Kinder mit ADHS spüren intuitiv, wenn sie nicht „gemocht“ oder abgeschrieben werden – und das macht es schlimmer.
4. Konkrete Strategien im Kita-Alltag
Struktur & Reize
• Tagesablauf visualisieren (Bildkarten, Symbole)
• Rituale für Übergänge (z. B. Lied beim Aufräumen, Atemübung vorm Frühstück)
• Reizarme Rückzugsorte (kleines Zelt, Kissenburg, Ohrenschutz)
• Bei Ausflügen: Kleingruppen statt Großgruppe, feste Bezugsperson
Sprache & Umgang
• Kurze, klare Sätze – keine langen Erklärungen
• Positive Sprache („Was du tun kannst“ statt „was du nicht darfst“)
• Vorwarnungen bei Änderungen („Gleich räumen wir auf, dann gehen wir raus.“)
• Beruhigung statt Bestrafung: Atemübungen, Tierkarten, Gefühle benennen
Beziehung & Bindung
• Feste Bezugsperson im Team
• Beziehung vor Erziehung: Erst Bindung, dann Forderung
• Kleine Exklusivzeiten („5 Minuten Ich-Zeit“ mit Pädagogen)
5. Zusammenarbeit mit Eltern – Brücken bauen
• Beobachtungen sachlich, nicht bewertend formulieren:
• „Mir ist aufgefallen, dass Leon oft sehr traurig oder wütend wirkt, wenn es laut wird.“
• Keine Ratschläge, sondern gemeinsame Lösungsfindung
• Empfehlungen für Frühförderung, heilpädagogische Maßnahmen oder Diagnostik
• Eltern entlasten: „Sie sind nicht schuld – Sie sind die wichtigste Ressource für Ihr Kind.“
6. Frühe Hilfe wirkt – warum frühe Begleitung entscheidend ist
• Frühe Förderung verbessert nachweislich:
• Emotionsregulation
• Soziale Kompetenzen
• Selbstbild des Kindes
• Familiäre Beziehungen
• Tiergestützte Frühintervention kann hier besonders kraftvoll wirken – sie stärkt Selbstwirksamkeit, schafft Bindung und beruhigt das Nervensystem.
ADHS endlich verstehen!
Leider ist es keine Seltenheit, dass Ärzte beim Ausstellen der Diagnose keine große Hilfe sind und euch nicht ausreichend beraten.
Doch dabei gibt es so viel über dieses Thema zu wissen und auch unzählige Strategien, die euch den Alltag als Familie mit ADHS Kind erleichtern können!
Zusatzideen für dein Materialpaket (Infoblatt oder Poster)
• Checkliste „ADHS-Frühsignale beobachten“
(z. B. 10 einfache Ja/Nein-Fragen zum Verhalten im Alltag)
• Mini-Plakat: „So stärkst du Kinder mit ADHS im Kita-Alltag“
– kindgerecht, mit Icons (z. B. Ohr = weniger Lärm, Herz = liebevoll bleiben, Pfeil = klare Ansagen)
• Karten-Set: „Regulationsideen für turbulente Momente“
– z. B. Atemübungen, bewusste Bewegungspausen
P.S Wusstest du, dass der Begriff ADS veraltet ist?
In all meinen Blogartikeln, sowie in meinem Elterncoaching spreche ich im Normalfall immer ALLE Varianten der ADHS an also automatisch auch ADS !!!
Manche Ärzte verwenden evtl. noch den Begriff ADS um Verwirrung oder lange Erklärungen zu vermeiden.
Man unterscheidet nach ICD-11 ( = Internat. Klassifikation d. Krankheiten)
1) ADHS, vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ
2) ADHS, vorwiegend unaufmerksamer Typ (ADS)
3) ADHS, Mischtyp (die häufigste Form)
Möchtest du mehr darüber erfahren, wie du dein Kind mit ADHS im Alltag unterstützen kannst?
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