Wie kann ich als Elternteil damit umgehen, ohne ständig zu streiten.
Hand aufs Herz:
„Darf ich ans Handy?“, „Kann ich noch eine Folge gucken?“, „Nur noch fünf Minuten zocken, versprochen!“
Wenn du ein ADHS-Kind hast, kennst du diese Fragen – und du weißt auch, wie anstrengend sie sein können. Unsere Kinder nerven oft hartnäckig, diskutieren endlos, eskalieren, wenn es ein Nein gibt. Und ja – manchmal sind wir einfach durch. Müde. Genervt. Überfordert. Also geben wir nach, schalten den Fernseher an, geben das Tablet raus – weil es gerade nicht anders geht.
Und weißt du was? Das ist menschlich. Und das passiert allen Eltern. Du bist damit nicht allein.
Menschen mit ADHS (insbesondere Kinder) zeigen neurobiologisch messbare Unterschiede in der Art, wie ihr Gehirn Reize verarbeitet, Motivation aufbaut und Aufmerksamkeit steuert. Zentral dabei ist das Dopamin-System.
Was genau bedeutet „mehr Reize brauchen“?
Im ADHS-Gehirn ist die Grundaktivierung („baseline activation“) des Dopamin-Systems oft niedriger. Das bedeutet:
• Alltägliche Reize (Hausaufgaben, Aufräumen, zuhören…) lösen weniger Motivation aus.
• Das Gehirn hat Schwierigkeiten, Belohnung zu erwarten (Belohnungsaufschub) – es reagiert stärker auf sofortige, intensive Reize.
• Daraus entsteht der Eindruck, dass ADHS-Kinder „ständig was brauchen“, „nicht zur Ruhe kommen“ oder „ständig Action wollen“.
Faktisch bedeutet das:
ADHS-Betroffene brauchen oft stärkere oder interessantere Reize, um in einen Zustand von Aufmerksamkeit, Handlungsbereitschaft oder Motivation zu kommen.
Wichtig: Nein – ADHS-Kinder sind nicht reizsüchtig.
Aber ja – sie sind häufig unterstimuliert in klassischen Alltagssituationen. Deshalb suchen sie sich unbewusst Reize, die ihnen helfen, sich zu regulieren: Bewegung, Gespräche, Bildschirmzeit, Konflikte, Musik, Kitzelreize…
Das erklärt auch, warum digitale Medien (die schnellen Dopamin-Nachschub bieten) für sie so attraktiv sind.
Nicht jede Bildschirmzeit ist gleich ein Risiko. Aber bei ADHS-Kindern kippt die Balance schneller. Warnzeichen für problematischen Konsum sind:
Wieviel ist noch okay? – Bildschirmzeit nach Alter
Es gibt keine „exakte Minutenformel“, aber folgende Empfehlungen gelten als grobe Orientierung:
3-6 Jahre 30 Minuten, begleitet
6-9 Jahre 45-60 Minuten
10-13 Jahre 60-90 Minuten
Ab 14 Jahren ca. 2 Stunden (inkl. Handy, Konsole und TV)
Wichtig: Nicht alle Bildschirmzeiten sind gleichwertig. Lernen, kreativ sein, gemeinsam schauen – ist anders zu bewerten als stumpfes Scrollen oder stundenlanges Zocken.
Klare Regeln – weniger Streit
Kinder brauchen Struktur. Besonders Kinder mit ADHS. Diese Regeln helfen:
Wie bekomme ich mein Kind wieder weg vom Bildschirm?
Wichtig: Nicht nur verbieten – Alternativen bieten. Das ADHS-Gehirn will Stimulation, Bewegung, Dopamin. ADHS Kinder erleben hier eine Welt in der sie bestätigt werden, erfolgreich sind, nicht ständig verglichen werden, wie in der Schule zum Beispiel.
Was wirklich hilft:
Tipp: Nimm Medienzeit nicht einfach weg – sondern ersetze sie durch echte Erfolgserlebnisse. Nur dann entsteht keine innere Leere. Stärke so den Selbstwert deines Kindes.
ADHS-Gehirne starten nicht einfach auf Knopfdruck. Sie brauchen stärkere oder interessantere Reize, um in Schwung zu kommen – weil das Dopamin-System anders arbeitet. Das erklärt, warum viele Kinder mit ADHS ständig nach Bewegung, Spannung oder digitalen Medien suchen: Ihr Gehirn will nicht stören – es will in Gang kommen.
Medien bieten schnelle Befriedigung. Aber sie lösen nicht, was Kinder mit ADHS wirklich brauchen:
Echte Verbindung. Reale Erfolge. Struktur. Bewegung. Wertschätzung.
Du darfst müde sein. Du darfst Medien als Notlösung nutzen.
Aber schau hin, wo dein Kind gerade steht – und begleite es zurück ins echte Leben. Schritt für Schritt. Ohne Schuldgefühle. Aber mit klarer Haltung.
P.S Wusstest du, dass der Begriff ADS veraltet ist?
In all meinen Blogartikeln, sowie in meinem Elterncoaching spreche ich im Normalfall immer ALLE Varianten der ADHS an also automatisch auch ADS !!!
Manche Ärzte verwenden evtl. noch den Begriff ADS um Verwirrung oder lange Erklärungen zu vermeiden.
Man unterscheidet nach ICD-11 ( = Internat. Klassifikation d. Krankheiten)
1) ADHS, vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ
2) ADHS, vorwiegend unaufmerksamer Typ (ADS)
3) ADHS, Mischtyp (die häufigste Form)
Möchtest du mehr darüber erfahren, wie du dein Kind mit ADHS im Alltag unterstützen kannst?
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ADHS endlich verstehen!
Leider ist es keine Seltenheit, dass Ärzte beim Ausstellen der Diagnose keine große Hilfe sind und euch nicht ausreichend beraten.
Doch dabei gibt es so viel über dieses Thema zu wissen und auch unzählige Strategien, die euch den Alltag als Familie mit ADHS Kind erleichtern können!
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